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4. Etappe Alpenpanoramaweg Wolhusen-Napf- Lüderenalp- Wasen i. Emmental (2 Tage)

Aktualisiert: 9. Jan. 2023

13. Februar - 14. Februar 2022 (2 Tage)


10.15 Uhr Wolhusen


Am Bahnhof Wolhusen treffe ich Jeanette und Doris, die mich heute ein Stück meines Weges begleiten...& mit uns: Sonnenschein pur!

"Ganz gleich wie beschwerlich das Gestern war,

stets kannst du im Heute von Neuem beginnen."

Bergaufwärts überschreiten wir bei jeder Regenrinne eine Botschaft...die uns gleich mal zu einem philosophischen Austausch einstimmt...

"Reines Urteilsfreies Beobachten >

schenkt Freiheit"



"Wahrhaftig reich ist der, der Nichts begehrt."

Danke für die Botschaften am Weg...




... immer wieder Neues entdecken & bestaunen, wie z.B. dieses "taugetränkte Sternenmoos"...



...an verstreuten Einzelhöfen vorbei über die Hügel Richtung Steinhuserberg präsentieren sich die Alpen in ihrem schönsten Kleid...immer wieder vereinzelt Bäume, die gekonnt in Szene positioniert, einladen zum Rast machen - manchmal auch mit einer Bank.

Auf einer dieser treffen wir ein junges Paar, welches grade den Rucksack auspackt, um dann outdoor ein Fondue tête-à-tête ; ) zuzubereiten! Das verspricht gute Laune...




...& diese treffen wir auch etwas später an, als wir an einer Grillstelle mit Spielplatz eine junge Familie antreffen, die uns spontan zu einem Punch aus dem Feuertopf einladen.

Die kleine Maluma freut sich, dass auch grosse Menschen Freude am Klettern und Baumrutschen haben...so haben wir gemeinsam viel Spass -


Am Mittag gesellt sich Ursula dazu, sie trifft uns unterwegs und überrascht uns mit einigen kulinarischen Köstlichkeiten...




...der Menzberg kann warten, die Schaukel nicht! Oder wie es Jeanette sagte:

"... im Hier und Jetzt!... Begeistert, ob

beim Barfuss durch den Schnee rennen,

beim "Ritiseile", Rutschbahnsausen..

einfach Lebensfreude!

Mein inneres Kind hat frohlockt!"

Oder mit den Worten von Ursula:

"Es ist Seelenbalsam, für eine Vision zu gehen und dabei Freundschaft, Natur und Weit-Sicht zu geniessen!"




...die Sonne verschwindet hinter den Bergen, inzwischen wandere ich alleine weiter, der Napf ist noch etwa 2 h entfernt...macht nichts - ich habe keinen Termin mit ihm vereinbart.

Als ich bei der Alpwirtschaft Stächelegg ankomme, ist es bereits dunkel...im rustikalen Keller haben sich einige Menschen von den umliegenden Höfen zur fröhlichen Runde versammelt...da es für mein Nachtlager noch zu früh ist, geselle ich mich dazu. Nach einigen "Durstlöschern" hätte ich fast auch noch zum Handörgeli gegriffen, aber das habe ich dann doch lieber etwas Talentierteren überlassen...

...im Mondlicht auf dem Weg zum Napf suche ich ein windgeschütztes Plätzli für die Nacht...

...da diese doch etwas stürmisch ist, bin ich sehr froh um den Schutz und um die Aussicht am Morgen natürlich auch! Kurze Zeit später erwartet mich vom Napf-Gipfel die 360 ° (Alpen-) panorama-Aussicht! Noch bin ich alleine auf dem Napf...


...unter anderen Umständen hätte ich vielleicht gerne hier übernachtet...

doch es ist nicht "alternativlos", für mein Leichtgewichtszelt muss ich keine Bedingungen erfüllen ; )

Aber ein warmer Café wäre jetzt köstlich...


Zwei Frauen kommen auf ihrem morgendlichen Spaziergang zum Gipfel...ich erfahre, dass während der Coronazeit ein reichhaltiger Selbstbedienungskiosk eröffnet worden sei...da treffen wir uns in einem Hüttli und trinken im Stehen heissen Cappuccino vom Kaffee-Vollautomat.

Schluckweise entfaltet sich beim Austausch über "Corona", wandern und pilgern, Selbstbestimmung und Toleranz, Alltag und Visionen, eine wechselseitige Sympathie...

und wieder ein Fenster der Zeitlosigkeit.

In Wertschätzung für die Begegnung, wird mir der Café offeriert und Pia gibt mir " Carpe diem" mit auf meinen Weg. Den Tag geniessen, das möchten beide auch vermehrt tun...

Laut Wegweiser habe ich knapp 4 h auf dem Alpenpanoramaweg bis zur Lüderenalp...

optimistisch denke ich, dass ich am eher früheren Nachmittag dort sein kann. Und mit etwas Glück finde ich vielleicht auch eine Transportmöglichkeit zu einem nahegelegenen ÖV-Halt.

Zeitweise sind Spuren im Schnee, denen ich folgen kann.

Schon bald zeigt sich, dass ich mit den gegebenen Schneeverhältnissen die angegebene Wanderzeit ziemlich überschreiten werde… Und mit der Zeit erkenne ich immer deutlicher an der Oberflächenstruktur, wo ich eher im Schnee einsinke, wo ich Trittsicherheit habe und wo eine Rutschgefahr besteht. Stellenweise ist der Weg vereist, manchmal kann ich ausweichen, andermal komme ich nur über einen schmalen Grat weiter; was ich ohne Gepäck noch relativ spielerisch bewältigen würde, wird nun zeitweise zu einer Herausforderung.

So benötige ich schon mal für eine Strecke von etwa 100 m eine gefühlte Viertelstunde. Insbesondere bei Abstiegen in exponierter Lage. Mmmhh..stresst es mich?! Für einen kurzen Augenblick, weil ich an die Zeit denke…lasse ich jedoch den Faktor „Zeit“ los, dann bin ich auf der sicheren Seite. Ich weiss, dass ich mit den Anforderungen umgehen kann, auch wenn es länger dauern wird, bis ich zum nächsten Etappenziel komme. Ich bin gut genug ausgerüstet, um notfalls noch irgendwo dazwischen zu übernachten.


Zuversichtlich gehe ich weiter, geniesse die Stille, weit und breit keine anderen Menschen.

Ich komme gut voran bis ich vor einem steilen Schneehang stehe…alte Spuren führen ins „Nichts“, bzw. Ich kann nicht sehen, wohin…sofort bin ich mir sicher, dass es zu gefährlich wäre, den Steilhang - insbesondere mit dem grossen Rucksack zu traversieren - einmal rutschen und ich würde haltlos abstürzen. Es muss eine andere Lösung geben!


Am äusseren Rand des Schneehangs gibt es Bäume, ich könnte dorthin und über den Hang zur anderen Hügelseite. Vor mir geht es etwa 50 m steil hinauf durch den Schnee, dessen Oberfläche eisig glänzt. Nur so kurz bis zum nächsten Baum, der Halt bieten könnte…jetzt bin ich froh um meine robusten Bergschuhe, mit denen ich kleine Schritte in den Schnee schlagen kann…

erleichtert oben angekommen, gönne ich mir eine Rast...kurz darauf verdunkelt sich der Himmel zusehends und ich laufe durch Schneeregen weiter. Komme an einer unbewirtschafteten Alphütte vorbei, deren Eingang mit bemalten Steinen verziert ist...

...dann endlich erreiche ich die Lüderenalp! Ich schaue seit Stunden erstmals auf die Uhr - fast 17 Uhr & damit fast die doppelte Wegzeit benötigt!

Ich entscheide mich für den kürzesten Weg bis zu einer nächsten Busstation...nehme ich die Fahrstrasse, mit der Hoffnung, von einem evtl. vorbeikommenden Auto mitgenommen zu werden, oder wähle ich den zum Wandern angenehmeren Wanderweg?! Nach einer kurzen Zeit auf der Strasse, gefühltem Niemandsland, wechsle ich auf den Wanderweg...von weitem höre ich dann ein Auto auf der Strasse...egal, jetzt lauf' ich halt bis zum Schluss!

Meine Füsse schmerzen bei jedem Auftritt; am Nachmittag war ich noch dankbar für den stabilen Halt der robusten Winter-Wanderschuhe...doch nach etwa 10 h Unterwegssein möchten sich meine Füsse einfach nur ausdehnen! Am liebsten würde ich die Schuhe einfach ausziehen, aber lange würden meine Füsse die Kälte wohl nicht vertragen und dann wäre das Unterfangen des Wiederanziehens wohl schlimmer!

Ich fokussiere mich auf die entfernten Lichter von Wasen...und denke "auch der Schmerz geht vorbei..."

Bahnhofsuhr Wasen: 18.53 -wie ich erfahre, fährt um 19.00 Uhr der letzte Bus...und schon sitze ich drin- natürlich ohne Schuhe an den Füssen - auf dem Weg nach Hause.

Heute habe ich physisch und mental meine Komfortzone verlassen und bin wieder ein Stück über mich selbst hinausgewachsen.




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