30. Oktober 2022 (1 Tag)
Sonntagmorgen, von Teufen zum Sittertobel - dort folge ich dem naturbelassenen Flusslauf. Unter meinen Füssen raschelt das Laub, ab und zu plätschert eine kleine Stromschnelle, ein Farbenspiel der Bäume lädt zum Bestaunen ein...


Manchmal werden die kleinen Dinge am Wegrand sehr gross, wenn es gelingt, die Schönheit in ihnen zu erkennen...

Nach dem schier endlos schönen Sommer ist es mir umso schwerer gefallen, als sich die ersten Anzeichen des Herbstes zeigten, mich damit anzufreunden. Mit etwas Wehmut die letzten Beeren gepflückt und mit dem sich verändernden Licht auch ein Stück sommerliche Leichtigkeit davonfliegen sehen. Doch jetzt, da ich ganz in dieser Jahreszeit angekommen bin, erlebe ich wieder die ihr innewohnende Schönheit und ihre Geheimnisse. Es ist stiller geworden, die Menschen sind weniger draussen unterwegs. Eine Einladung, wieder mehr nach Innen zu lauschen...

Wie schön ein Fluss die Landschaft gestaltet, der nicht in seiner Entfaltung eingeengt wird...er bewahrt seinen einmalig, unverkennbaren Charakter, welcher ihn von allen anderen unterscheidet.


...Brücken, die sich harmonisch in die Umgebung einfügen, statt nur einer Funktionalität zu dienen...


Der Nebel legt sich über Feld und Fluss, Geschichten aus "Nebel von Avalon" tauchen in meiner Phantasie auf und Erinnerungen vom lautlosen Gleiten des Kanus durch die Nebelschwaden eines Flusses - wie das Eintauchen in ein anderes Reich...

Die kleine, helle Mondsichel am Himmel scheint so greifbar, als habe sie jemand zur Dekoration aufgehängt...

Ich komme an der Ruine Ramschwag vorbei - genannt:
"Die Fluchtburg an der Sitter"
Als im Jahre 926 die wild einfallenden Ungarn plündernd, brandschatzend und mordend die ganze Bodenseegegend unsicher machten, riet die fromme Klausnerin Wiborad den St. Gallen Mönchen, an sicherer Stelle drunten an der Sitter eine Fluchtburg zu bauen, damit sie sich samt Kirchenschatz und Büchern dort in Sicherheit bringen konnten. So wurde auf der Halbinsel bei Tobel ein starkes Kastell gebaut mit Wall und Graben, mit eingebautem Bethaus, mit Lager- und Unterkunftsräumen. Die Ungarn entdeckten wohl die Waldburg, fanden sie aber uneinnehmbar und sahen von einem Überfall ab.
Was leuchtet mir da so hell im Wald entgegen?! Mein Weg führt durch einen dichten Tannenwald, in der Dunkelheit höre ich viel bewusster und so entgeht mir kein noch so leises rascheln und knacken von Ästen. Welche Tiere mich wohl wahrnehmen? Bis ich zum nächstgelegenen Bahnhof komme, laufe ich noch eine Weile mit der Stirnlampe.
"Muolen" heisst der Bahnhof - noch nie zuvor gehört. Mal schauen, wie ich von hier aus nach Hause fahren kann. Auch das ist für mich "pilgern" - eine Richtung zu haben, doch offen zu sein, wohin sie mich führt.


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