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43. Etappe Schlieren - Zürich - Küsnacht

29. Dezember 2022 (1 Tag)


Heute, bereits der 6. Tag ohne Unterbruch unterwegs, spüre ich die vielen zurückgelegten Kilometer in den Muskeln. Der Weg wird breiter, hoffentlich kommt bald mal Zürich...da kommt ein verschlungener Pfad über einen Holzsteg durch den Wald, grad passend zur Auflockerung. Zwischendrin gibt es ein paar Ruheplätze mit Zitate-Tafeln.


Jetzt grad wäre mir ein Velo lieber zum Vorankommen...kaum gedacht, steht ein E-Scooter in der Landschaft am Wegrand. Das wär's, einfach draufstellen, Gas geben und "schwupp", wäre ich ohne Anstrengung in der Stadt! Aber 1. habe ich keine App dazu; 2. wäre zu überprüfen, wie es um den Akku stehen würde... (auf meinen Eigenen kann ich mich bislang prima verlassen!); 3. möchte ich diesen bequemlichkeitsfördernden Elektroschrott nicht unterstützen - da liegen sie an unmöglichen Orten, einige z.B. im Fluss und See, rum. Auch wenn sie z.B. für weitläufige Stadtbesichtigungen eine coole Sache sein können, fehlt zu vielen Menschen das Bewusstsein für einem verantwortungsbewussten Umgang damit und daher überwiegen die Nachteile. Selbst wenn 1. - 3. nicht wären, so würde ich verzichten, denn ich werde bis zum Schluss jeden Meter aus eigenem Antrieb mit meinen Füssen zurücklegen.





Hardturm, ein mittelalterlicher Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert...hat was, mit dem rundum zugewachsenen Gebäudeteil...ob da noch eine Rapunzel mit langen Haaren zuoberst wohnt...









Zürich - mal anders...ich werde heute durch "meine" Stadt wie eine Touristin spazieren...






...da habe ich spontan den Einfall, noch einen Abstecher zum Prime Tower zu machen und aus der Vogelperspektive auf die Stadt zu schauen...

bei einem Snack und Fruchtcocktail, einen Weitblick über den See zu den Bergen zu geniessen...und die Wegdistanz zu sehen, die heute noch vor mir liegt.















Da ich sowieso am Hauptbahnhof vorbeikomme, besuche ich doch mal das dort ansässige Touristenbüro von Zürich. Unterwegs habe ich in einigen Kantonen gute Erfahrungen in den lokalen Touristenbüros gemacht; dabei Karten der Regionen mit Wanderrouten, sowie hin und wieder wertvolle Tips, erhalten. So gehe ich zu einem Mann an den Schalter und frage ihn, ob es einen Übersichtsplan mit dem Zürichsee-Rundweg geben würde. Nein, da müsse ich im Internet schauen...ich sage ihm, dass ich unterwegs bin und keines hätte zum Schauen..."ja, aber haben sie gar kein Handy, wo sie schauen können?!"

So sage ich ihm, dass ich auf einer Pilgerreise sei und bewusst offline...darum sei ich jetzt hier, es sei ja ein Touristen-Informationsbüro. Das mit einer "Pilgerreise" scheint er irgendwie gut zu finden, wird freundlich & berichtet, dass eine Freundin jetzt auch in Thailand für eine Auszeit sei und... schön o.k., ich hätte gerne eine Auskunft. Ja, da müsse er im Internet suchen...der Bildschirm steht so, dass ich mit schauen kann und ihm Nachhilfe leiste, da er scheinbar auch keine Ahnung zum Suchen hat. Er kenne sich noch nicht so aus, da er eigentlich Flugbegleiter sei. 'Ist er deshalb hier', frage ich mich und sage zu ihm "eine Freundin von mir kann ihren Job auch nicht mehr machen, da ihr gekündigt wurde, weil sie sich die Spritzen nicht geben lassen wollte. Daraufhin er: "Nein, da bin ich ganz auf der Gegenseite; meine Fluglinie hatte mir angeboten, im Contact Tracing zu arbeiten. Da habe ich jene verfolgt, die Corona hatten und sie in Quarantäne geschickt!" In diesen Worten hat er das gesagt! Mit einem Blick, als sei er stolz über seine heldenhafte Menschenjagd. Während dessen hat er ergebnislos auf den Tasten des Computers rum geklickt...meine Zeit ist mir zu schade, so sage ich "es hat sich erledigt, ich finde meinen Weg lieber auf meine Art." Und gehe. Es interessiert mich auch nicht (mehr), welche besten Tips er Reisenden für die Stadtbesichtigung geben würde. Wäre wohl auch nicht mein Geschmack.



Entlang des Quai, durch den Park zum Zürichhorn, beginnt es zu regnen...


An den Häusern von Seebach vorbei, entlang dem Wildbach zum Werenbach-tobel, das zu den eindrücklichsten Tobellandschaften Zürichs gehört. Es entstand im Laufe der letzten 10 000 bis 15 000 Jahre, nachdem sich der Linth-gletscher gegen Ende der letzten Eiszeit aus der Gegend von Zürich zurück-gezogen hatte. Im Regen und der zunehmenden Dämmerung wirkt es noch ein bisschen magischer.

Ich komme aus dem Tobel heraus und bin wieder in der Stadtagglomeration -

Tramhaltestelle Rehalp. Es ist halb sechs, inzwischen komplett dunkel. Seit einer Weile habe ich Hunger, aber es gab durchs ganze Tobel keinen regengeschützten Platz, bei dem mein Essen trocken geblieben wäre.



Ein Wanderwegschild auf der anderen Strassenseite gibt 1h15min. bis Küsnacht an.

Es hat sich ziemlich eingeregnet, aber wie ein Sprichwort aus China sagt: "Wer nur an Sonnentagen geht, kommt nie ans Ziel.", hält mich dies nicht davon ab, weiter zu gehen. Aber erst mal auf der überdachten Bank der Tramhaltestelle etwas essen. Wer findet den Anblick seltsamer, die im Tram vorbeifahrenden Passagiere oder ich ?! Zugegeben, es gibt angenehmere Picknickplätze, aber jetzt geht Zweckmässigkeit vor! Stirnlampe an und weiter, durch das Waldgebiet zwischen Zollikerberg und Zürichsee. So schaffe ich es bis zum Rumensee.

Noch immer regnet es, meine Füsse mögen nun nicht mehr laufen, vor allem nicht über Asphalt bis zum Bahnhof. Muss ja auch nicht sein, denn der Wanderweg geht hier weiter. In der Nähe gibt es eine Bushaltestelle und ich muss auch nicht lange warten. Im Bus sitzend denke ich "eigentlich wäre es noch schön, mit dem Schiff auf die andere Seeseite zu fahren, statt rundherum mit dem Zug." Passt, wie bestellt - nach etwa 10 Minuten Wartezeit kommt eines, das mich rüber nach Thalwil bringt. Von da bin ich schnell mit dem Zug zuhause.




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