top of page
passagecoaching

29. Etappe Müllheim - Ittingen - Andelfingen - Rüdlingen

19.- 20. November 2022 (2 Tage)





Unterwegs - geplant für 3 Tage - habe ich nach etwas mehr als einer Stunde bereits keine Lust mehr zum Gehen. Der schnurgerade Weg, die über längere Strecke begradigte Thur und ein Gefühl von reduzierter Energie, durch die mir der Rucksack schwerer als gewohnt erscheint...dabei bin ich doch erst gestartet! Und jetzt?!

Wie motiviere ich mich? Oder breche ich ab und nehme am nächstmöglichen Ort den Zug nach Hause?! Weder das eine, noch das andere...ich gehe einfach, ohne es verändern zu wollen, wie es ist.

So geschieht es, dass sich mit der Zeit ein Rhythmus einstellt, indem "es" geht, was auch immer "es" ist...






Biber hinterlassen ihre Spuren - leider auch bei gesunden, hoch- und breitgewachsenen Bäumen...


Ich erreiche Ittingen - und lasse ich mich vom -bis anhin mir unbekannten- Karthäuser Kloster überraschen. In herrliche Natur eingebettet, umgeben von Rebbergen, hochstämmigen Obstbäumen, mit weitläufigem Parkgelände, wurde das ehemalige Kloster authentisch restauriert. Es dient heute als Kultur- und Seminarzentrum mit Museum, einem Gutsbetrieb, sowie Betreutem Arbeiten und Wohnen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Das Restaurant schmückt ein grosses, altes Mühlrad - aktiv in Szene gesetzt. Cappuccino und hausgemachter Marronikuchen, das lässt meine müden Glieder wieder erwecken und ich wandere weiter...weiter über Wiesen, Felder, entlang des Flusses, durch Naturschutzgebiete und Auenwälder, dem Abendlicht entgegen. Es wird dunkel, ich laufe weiter, jetzt mit Stirnlampe...fernab von Strassen und Besiedlungen. Mal ein Rascheln im Gebüsch, mal ein leises Plätschern kleiner Stromschnellen des Flusses...die Wahrnehmung der Sinne verändert sich mit der Dunkelheit. Langsam spüre ich eine Müdigkeit und ich entscheide -hier- unter einem grossen Baum in Flussnähe mein Zelt aufzubauen. Gemütlich im Innern dessen gibt es zwischen Schreibpausen so manche Leckerei als Abendvesper.








Morgensonne fällt auf mein Zelt, ich habe wunderbar geschlafen und freue mich auf den vor mir liegenden Weg...wäre ja mehr als schade gewesen, wenn ich gestern im Anflug einer launenhaften Unlust die Etappen - Tour abgebrochen hätte!


















Immer wieder neue, andere Stimmungsbilder von Licht, Wolken, Sonne und Schatten im Spiel mit dem Wasser und den Farben der Herbstwälder...









Vorbei an alten Brücken, manche überdacht, über die alte Holzbrücke von Kleinandelfingen in den Ort Andelfingen, wo ich dann im schönen, alten Städtli -am Sonntag- ein offenes Café finde. Ein spätes Frühstück zur Mittagszeit...und eine erholsame Pause!

An einem der stilvollen Brunnen fülle ich meine Wasserflasche und wandere weiter, der auf diesem Abschnitt noch wenig regulierten Thur nach...bei wunderbar stimmungsvollem Wetter!








...Zusammenfluss von der Thur in den Rhein...


Auf dieser Seite führt kein Weg entlang des Flusses weiter...ich schalte mein Handy an, um auf eine Karte zu schauen, da ich die Wegführung nicht genau in meinem Kopf abgespeichert habe. Dann sehe ich, dass eine Freundin mir eine Nachricht hinterlassen hat. Sie brauche einen "Tapetenwechsel" und möchte nach Eglisau kommen und mit mir irgendwo zu Abend essen gehen. O.k., das könnte ich bis ca. 17.30 Uhr schaffen und verabrede mich mit ihr.

Auf der Karte sehe ich, dass ich entweder ein längeres Stück zurücklaufen müsste, um auf die andere Uferseite zu kommen - oder auf dieser Seite einen längeren Teilabschnitt abseits des Flusses einem Wanderweg folgen müsste...auf beides habe ich keine Lust.

So wandere und klettere ich mal durch, mal drüber, mal unter dem Dickicht des Ur-waldes parallel zum Flusslauf...fasziniert von der Wildheit der Natur, wenn sie nicht vom Menschen gebändigt wird. Dabei habe ich gänzlich die Zeit vergessen und für den -in Luftlinie gedachten- Weg durch seine Unwegsamkeit doch viel länger benötigt - aber Spass hat es gemacht!

Ich erreiche wieder einen offiziellen Weg, bei dem ich einiges schneller vorankomme, aber bis Eglisau schaffe ich das zeitlich keinesfalls - mal checken..."Rüdlingen" wäre der nächste erreichbare Ort mit einer Busverbindung nach Eglisau - allerdings, um diese Zeit nur stündlich. Könnte knapp werden...ich erhöhe mein Schritttempo...dann noch etwas schneller, bis ich die Haltestelle erreiche, geschafft! Etwa 2 min. später kommt der Bus, welcher mich, mit Umsteigen in Rafz, mit dem Zug bis Eglisau bringt...

Stefania empfängt mich am Bahnhof, wir spazieren durch die Altstadt und kehren ins Fonduestübli am Rhein ein. Während es draussen regnet, knistert drinnen ein Kaminfeuer und heizt ein.

Sooo gemütlich, vielleicht zu gemütlich, denn nach einem Gläschen Wein entscheide ich spontan, anstatt später im Regen mein Zelt aufzubauen, Stefania im Zug zurück nach Hause zu begleiten.


"Wie schön kann doch die Komfortzone sein...", denke ich zuhause unter der warmen Dusche und im grossen, komfortablen Bett, was mir grade als Luxus erscheint.




25 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page